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BMWi-Projekt BIMcontracts: SE-Lehrstuhl beteiligt an Entwicklung einer Infrastruktur für das automatisierte Zahlungsmanagement im Bauwesen
Mit der Förderung des Forschungsprojektes BIMcontracts hat der Lehrstuhl für Software Engineering von Prof. Dr. Volker Gruhn das zweite große Blockchain-Projekt an Land gezogen. Unter Leitung von adesso als Konsortialführer wird der SE-Lehrstuhl in Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung die Digitalisierung des Bauwesens entscheidend voranbringen. Das Verbundprojekt wird vom BMWi für 3 Jahre gefördert.
In keiner anderen Branche in Deutschland ist die Zeit zwischen Leistungserbringung und Bezahlung, die „Außenstandsdauer“, so lange wie in der Bauindustrie. Hier arbeiten häufig sehr viele Unternehmen arbeitsteilig zusammen, was zu komplexen Vertragskonstellationen führt. Störungen in einzelnen Abläufen haben häufig Verzögerungen in der gesamten Zahlungskette zur Folge. Gerade für kleine und mittlere Dienstleister und Betriebe stellt dies ein hohes Liquiditäts- und Insolvenzrisiko in der Branche dar.
Die gemeinsame BIMcontracts-Lösung soll hier Abhilfe schaffen: In Zusammenarbeit mit Partnern aus Wirtschaft und Forschung wird im Verbundprojekt BIMcontracts eine Referenzarchitektur für Zahlungsprozesse in der Bauindustrie umgesetzt. Ziel ist die Entwicklung und Erprobung eines automatischen und transparenten Vertrags- und Rechnungsmanagement auf der Basis von digitalen Bauwerksmodellen (Building Information Modeling BIM) und moderner Blockchain-Technologie in Verbindung mit Smart-Contract-Konzepten. BIMcontracts wird Zahlungsprozesse mit einer durchgängigen IT-Infrastruktur mit integrierten mobilen Anwendungen unterstützen, beispielsweise mit Apps vor Ort für Bauabnahmen und dergleichen. Insgesamt soll der Prozess der vertraglichen Abwicklung transparenter und vertrauenswürdiger werden. Konkret ist dazu vorgesehen, dass sich die Akteure eines Bauprojektes – Ingenieure, Baufirmen, Handwerker, Subunternehmer, Gutachter, Projektmanager, Rechtsanwälte – registrieren und ihre ID-Kennung zur Bearbeitung und Quittierung all ihrer Aufgaben benutzen. Die Leistungserbringung wird direkt auf der Baustelle über mobile Geräte bestätigt. Daraus wird eine Benachrichtigung für die Bauabnahme generiert, der entsprechende Prüfer bewertet die Leistungen ebenfalls über eine mobile Anwendung, um den Auftrag als erledigt oder mit Mängeln zu kennzeichnen. Die Tätigkeiten aller registrierten Akteure werden somit Teil der Blockchain-Transaktionskette, um die Gültigkeit und Nachvollziehbarkeit sicherzustellen. Jede Aktion wird in einem Smart Contract abgebildet, mit dem Aufgaben automatisch protokolliert werden. So ist der Projektfortschritt kontinuierlich und transparent für alle Beteiligten ersichtlich. Fällige Rechnungen können im Prozess bei Freigabe automatisch zur Zahlung angewiesen werden.
Der geplante BIMcontracts-Prototyp wird im Laufe des Projektes an konkreten Anwendungsfällen auf seine Praxistauglichkeit erprobt. Dafür ist das Dortmunder Bauunternehmen Freundlieb als Wirtschaftspartner am Projekt beteiligt. Das Ergebnis soll 2022 als Basisversion in Form einer öffentlichen „Bundes-BIMcontracts"-Lösung dem Markt frei zugänglich gemacht werden.
Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unter dem Förderkennzeichen 01MD19006A.
Die Projektpartner im BIMcontracts-Projekt:
- adesso AG, Konsortialführer
- Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl für Informatik im Bauwesen
- Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Software Engineering
- Freundlieb Bauunternehmung GmbH & Co. KG
- Kapellmann und Partner Rechtsanwälte mbB
Universität Duisburg-Essen
Prof. Dr. Volker Gruhn (Lehrstuhl für Software Engineering) lehrt und forscht in den Bereichen agiler Software-Entwicklung mit einem Schwerpunkt in Cyber-Physical Systems, Digitalisierungsstrategien und datengetriebenen Systemen. Im Kontext von Blockchain-Technologien liegt der Forschungsschwerpunkt auf dem Architekturentwurf dezentraler Anwendungen, der Gestaltung von Token-Ökosystemen sowie dem Einfluss von Entwurfsmuster in Smart-Contracts auf Transaktions- und Betriebskosten.